Samstag, 8. Juni 2013

Fake-Balkonwald

Als ich gestern die Pflanzen goss entdeckte ich einen kleinen, roten, irritierenden Punkt in all dem Grün. Ganz verschlafen und ein bisschen schüchtern versteckte sich die Walderdbeere unter ihrem Blatt. Erdbeeren gehören mit zu meinen Lieblingsfrüchten. Sie sind saftig, fruchtig und süß. Sie sind einfach wunderbar. Ich kann ein halbes Kilo davon essen.

Natürlich wollte ich sie sofort in den Mund stecken als ich noch eine zweite Walderdbeere entdeckte. Die Pfanze hatte sich alle Mühe gegeben ihre Schätze vor mir zu verbergen.

Ich jubelte innerlich und freute mich auf den Geschmack. Es handelt sich, wie man auf den Bildern sieht, eher um ein Walderdbeerchen als um eine ausgewachsene Treibhauserdbeere und es heißt ja immer, dass kleine Früchte besonders süß sind. Dieses Exemplar musste dann ja wirklich GANZ enorm süß sein.

Um die Spannung noch zu erhöhen und um die Erdbeere noch ein wenig reifen zu lassen, wartete ich noch einen Tag, den ich dazu nutzte, um über die Walderdbeere zu lesen.

Große Ansprüche hat sie nicht. Sie mag humosen Boden, Wasser und wie jede Erdbeere am Besten viel Sonne - auch im Wald steht sie auf Lichtungen (erdbeeranbauer.de).

Die Blätter der Walderdbeere (Fragaria vesca) werden nicht nur als Zutat bei bestimmten Liebeszaubern benutzt, sondern auch als Tee aufgegossen. Dieser Tee soll harntreibend sein und gegen Nervosität und Blutarmut helfen. Seit Jahrhunderten wird er bei uns zum Beispiel zur Fastenzeit getrunken.

Die bekannten Monatserdbeeren (sehr beliebt für den Balkon, weil sie mehrfach im Jahr tragen) sind Zuchtformen der Walderdbeere. Hingegen sind aber die meisten der heute im Handel erhältlichen Erdbeeren eine Kreuzung von Charlach- und Chileerdbeere. Das bedeutet, dass Walderdbeere also nicht die Ur-Ur-Ur-Oma der großen, saftigen Supermarkterdbeere ist, was man vielleicht vermuten könnte.

Auch mythologisch ranken sich viele Geschichten und Sagen um die Walderdbeere. Die gruseligste ist die der germanischen Göttin Frigga. Sie soll die Seelen toter Kinder in den Erdbeeren versteckt haben, um sie dann heimlich nach Walhalla zu bringen. Igitt. Da gefällt mir eher die Vorstellung, dass sie ein Symbol für die Liebe und die Verführung ist (Die Welt, 4.6.07) oder - auch eine gute Variante - wenn man sie isst, soll man seelisch gereinigt sein.

Ich würde euch jetzt gerne erzählen, dass sie wunderbar war, als ich sie endlich in den Mund steckte, dass sie fruchtig und süß war, dass ich nicht in Worte fassen kann, wie sie schmeckte. Leider schmeckte sie aber überhaupt nicht. Nicht süß, nicht fruchtig, eher crunchig, kernig und irgendwie schmeckte sie nach...Pflanze. Ich vermute, dass ich beim Kauf auf eine Walderdbeeratrappe hereingefallen bin. Das muss eine Zierpflanze sein, die nur wie eine Walderdbeere aussieht.

Nachtrag: Es war eine Scheinerdbeere, die sogar die Gärtnerin getäuscht hatte, bei der ich diese Pflanze gekauft habe. Danke Claudia, für die Aufklärung. Die Fakten zur Walderdbeere stimmen natürlich trotzdem.







2 Kommentare:

  1. Oh du Arme du hast dich doch schon so auf die leckere Frucht gefreut. Das ist eine Scheinerdbeere( Potentilla indica)
    Ich wollte sie mal als Bodendecker in meinen Garten pflanzen, mir wurde aber abgeraten da sie sich dann überall breit macht. So habe ich Walderdbeeren gepflanzt die blühen jetzt aber erst.
    Schönes Wochenende
    Claudia

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    1. Oh nein! Ich hab ja sowas geahnt.
      Die gute Frau von der Gärtnerei bezeichnete sie als "Walderdbeere" und als Pflanzanfängerin glaubt man das dann einfach mal. Ich werde mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden :)

      Du hast recht! Es ist eine Scheinerdbeere. Danke für deine Fachkenntnis...

      ...eine Erdbeere, die nur so tut als wäre sie eine, also sowas!

      Dir auch eine schönes Wocheende
      Anette

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